Schlimmer geht‘s immer…

EIN ACTIONREICHES WOCHENENDE FÜR JOEL

„Als schönen Einstieg ins Wochenende gehen wir am Freitagabend ins Kino und sehen uns den neuen „Fast and Furious“ Film an.“ Das beschlossen wir drei am Montag, damit wir uns die ganze Woche darauf freuen können. Vorfreude ist ja bekanntlicherweise die schönste Freude. Damit wir auch sicher gute Plätze haben, gingen Nadia und Céline am Dienstag nach der Arbeit im Kino vorbei und kauften die Tickets. Anders als in der Schweiz kann man sich die Tickets hier selbständig an Automaten kaufen. So konnten wir uns die Eintritte ganz schnell und einfach schon einige Tage vorher sichern.

Nach einer erfolgreich abgeschlossenen Arbeitswoche hatte das Warten auf den neuen Kinofilm endlich ein Ende. Nach der Arbeit fuhren wir mit dem Bus direkt in das uns mittlerweile sehr bekannte Shoppingzenter „Westfield“, wo sich das Kino befindet. Vor dem Kinofilm verpflegten wir uns im Five Guys mit leckeren Burgern. Nachdem wir anschliessend ins Kino gegangen waren und unsere Plätze gefunden hatten, sassen bereits andere Personen dort. Wir versicherten uns nochmals, ob es sich wirklich um unsere Plätze handelte, was so war. Deshalb fragten wir einmal nach, ob sie vielleicht versehentlich auf den falschen Plätzen sitzen. Doch sie sagten nur, dass jemand alles durcheinander gebracht hatte, auf ihren Plätzen auch jemand anderes sitze und wir uns irgendwo anders hinsezten sollten. Daher dachten wir uns, dass vielleicht wirklich jemand ein Chaos gemacht hat und wir setzten uns an einen anderen Platz. Als jedoch dann die Personen kamen, welche diese Sitze gebucht hatten, versuchten wir nochmals mit den Personen auf unseren Plätzen zu reden, mit dem Argument, dass die Vorstellung ausgebucht ist und wir nicht einfach andere Plätze nehmen können. Die Familie, die an unseren Plätzen sass, wollte allerdings nicht aufstehen. Ihre Tickets wollten sie ebenfalls nach mehreren Aufforderungen nicht zeigen. Als dann noch mehr Leute kamen, deren Plätzen von dieser Familie besetzt waren, die Diskussion immer lauter geworden war, Joël fast einen Schlag abbekommen hatte und wir Angestellte vom Kino geholt hatten, stand die Familie endlich auf. Wie sich herausstellte hatten sich diese von einem anderen Film in den Saal eingeschlichen und gar keine Tickets gekauft.

Der Film gefiel uns sehr gut, weshalb wir nun wieder gut gelaunt das Kino verliessen. Da es schon relativ spät war, machten wir uns direkt auf den Heimweg. Nadia und Céline hatten direkt einen Busanschluss, Joël hingegen musste noch einige Minuten auf den Bus am Busbahnhof in Stratford warten. Drei Jungs, die seine Airpods sowie sein iPhone entdeckt hatten, waren plötzlich sehr interessiert an ihm und fragten ihn, woher er komme und drängten ihn, mit ihnen mitzugehen um ihm etwas zeigen zu können. Joël bemerkte allerdings, dass sie versuchten, ihn von der Menschenmenge wegzulocken und immer wieder einen Blick auf sein Smartphone warfen. Da kam ihm der Gedanke, dass sie ihn ausrauben wollten. Die Anspannung und seine Angst stiegen. Glücklicherweise kam dann sein Bus und er konnte, ohne Verfolger, einsteigen und nach Hause fahren.

Am nächsten Morgen wurde Joël durch ein Klopfen an seiner Zimmertür geweckt. Seine Gastmutter stand davor und sagte zu ihm: „Joël, we need to talk.“ Sie erzählte ihm, dass ihre Schwester gestorben sei und sie nun sofort für zwei Wochen zurück in ihr Heimatland nach Indien gehen muss. Innerhalb von zwei Stunden musste Joel seine Koffer packen und wurde von einem Taxi zu einer neuen Gastfamilie gebracht. Bereits nach den ersten Stunden bei der neuen Gastfamilie, vermisste er seine bisherige. Sein neues Zimmer ist zwar grösser, jedoch konnte er im ersten Moment keinen wirklichen Gefallen daran finden. Sein Arbeitsweg beinhaltet nun nicht mehr eine 20-minütige Busfahrt, sondern eine 60-minütige Reise. Zudem besteht die neue Familie aus zwei Elternteilen, einem sechs Monate alten Baby und einem zwölf-jährigen Sohn, welche rund im die Uhr für Action sorgen.

Da Nadia und Céline am Samstag ein anderes Programm hatten, trafen wir uns am Abend zu dritt in einem Park, damit Joël von all seinen Erlebnissen berichten konnte. Die Zeit verging wie im Flug und als es schon 22:30 Uhr war, beschlossen wir, nach Hause zu gehen. Eigentlich dauert der Heimweg für Nadia und Céline von dort aus nur eine Minute. Als wir den Park aber verlassen wollten, war der Eingang abgeschlossen. Kein Problem, meinten Céline und Nadia, das ist schon öfter vorgekommen, manchmal sind nicht alle Eingänge geöffnet. Als wir aber einmal um den kleinen Park gelaufen sind und kein Eingang mehr offen war, merkten wir, dass wir eingeschlossen waren. Zum Glück entdeckten wir aber nach kurzer Suche eine Stelle, bei der wir über den Zaun klettern konnten. Dass ein Park schliessen kann war uns neu. Wir sahen dann aber das Schild auf dem steht, dass der Park täglich um 00:00 Uhr schliesst. Anscheinend hatte der Mitarbeiter des Parks beschlossen, heute früher Feierabend zu machen.

„Schlimmer kann es nun wirklich nicht mehr werden.“, meinte Joël.

Da Joël nun ja eine neue Adresse hatte, machte er sich mit Hilfe von Google Maps auf den Heimweg. Den geplanten Bus hatte er aufgrund des Umwegs aus dem Park verpasst und musste den nächsten nehmen. Nach 30 Minuten Busfahren stand er vor der Tür der eingegebenen Adresse. Er merkte jedoch schnell, dass er vor dem falschen Haus stand. Wie sich herausstellte gibt es eine halbe Stunde entfernt von seiner eigentlichen Unterkunft ein Haus mit fast derselben Adresse. Also musste er nochmals eine 40-minütige Busfahrt um Mitternacht hinter sich bringen.

Der Sonntag verlief als einziger Tag nach dem geplanten Programm. Wir besuchten noch einmal Camden Town und Shoreditch. So konnten wir die Zwischenfälle dieses Wochenendes ein wenig verdauen. Joël erhielt sogar noch eine erfreuliche Nachricht: Sobald seine vorherige Gastmutter aus Indien zurück ist, darf er die Gastfamilie wieder wechseln und somit schon bald wieder in seiner gewohnten Umgebung leben.

Was wir, vorallem Joël, aus diesem Wochenende gelernt haben, ist: Schlimmer geht’s immer…

4 Kommentare

  1. Als Mami vom Joel muss ich nicht erwähnen, dass ich sehr erschrak, als er mir von seinem Umzug berichtete und wie alles abgelaufen ist. Die anderen Neuigkeiten behielt er für sich bis einen Tag vor der Veröffentlichung vom neuen Blog. Schonend berichtete er mir von seinen Erlebnissen.
    Ich wünsche Euch für die noch verbleibenden zwei Wochen nur noch positive Erlebnisse und Eindrücke von London und vielen Dank für die tollen Berichte.
    Schön Euch bald wieder in der Schweiz begrüssen zu dürfen. Ich freue mich riesig.
    Cornelia Marty

    1. Vielen Dank, bis jetzt durften wir nach diesem aufregenden Wochenende zum Glück wieder schöne und entspannte Tage geniessen.
      Wir freuen uns schon, euch zu Hause alle Details zu berichten.
      Viele liebe Grüsse von uns drei in die Schweiz.

  2. Hallo zusammen
    Wow, da war ja richtig was los bei euch in London. Schön, dass es euch aber gut geht und ihr alles gut gemeistert habt. Ich wünsche euch für die verbleibende Zeit viele positive Erlebnisse!
    Beste Grüsse
    Birgit Fritschi

    1. Liebe Frau Fritschi
      Ja, das Wochenende war in der Tat sehr turbulent.
      Jetzt können wir aber noch die letzten Tage geniessen. 🙂
      Vielen Dank und bis bald in Uzwil. Céline, Joel und Nadia

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